MGV
Männergesangverein 1851 Bechenheim e.V
im Wandel der Zeiten
Der Männergesangverein 1851 Bechenheim e.V. feierte im Jahr 2001 sein 150-jähriges Jubiläum. Anlässlich dieses großen Jubiläums wurde daher ein Rückblick auf
15 Jahrzehnte Sangestätigkeit der Bechenheimer vorgenommen.
Die Bechenheimer Sänger mit neuen Anzügen auf der festlich
geschmückten Bühne des Festzeltes in Bechenheim
Lehrer Hans Lawall, ein schon 1953 mit 52 Jahren verstorbener Sohn Bechenheims und bedeutender Heimatforscher, veröffentlichte im Festbuch zur 100-Jahresfeier des Männergesangvereines als Autor die Chronik des Vereins. Lehrer Friedrich Hofmann, der lange Zeit die Schule in Bechenheim leitete, ergänzte anlässlich des 125-jährigen Jubiläums die Chronik des Vereines. Diese vorgenannten Chroniken dienten als Grundlage dieses Berichts.
Lehrer Lawall stellte anfangs seiner Chronik fest:
“Sangesfroh waren die Bechenheimer schon immer, und es darf mit Sicherheit angenommen werden, dass sie schon vor dem Jahre 1851 sich zum deutschen Lied zusammengefunden haben, das ihnen manchen Tag verschönte, ihnen aber auch über viele Stunden des Leides und der Not hinweghalf. Ihre guten Tenöre und ihre Leistungen hatten bereits in älterer Zeit einen guten Klang und trugen den Ruhm des Walddorfes auf luftiger Höhe in alle Weite, sogar bis über das große Wasser.“
Dann liest man weiter: Für die weiter zurückliegende Zeit tappen wir im Dunkeln, aber mit dem Jahre 1851 bekommen wir festen Boden unter die Füße. Es war die Zeit, da auf die Freiheits- und Einheitsträume des Jahres 1848, wobei auch die Bechenheimer ihren Mann gestanden hatten. Damals schon schlossen sich Männer zusammen, die im Lied das suchten und fanden, was ihnen die Politik versagte. Wie mir mein Großvater Wilhelm Sipp (1850-1935) und Karl Wißmann (1852-1938) erzählten, war der 1803 in Mölsheim geborene Lehrer Philipp J o h a n n e s der erste Dirigent des Vereins, jener Mann, der 15 Jahre lang -von 1844 bis 1859- in Bechenheim als Schulvikar wirkte und 1859 nach Amerika auswanderte. Über die Tätigkeit des Vereins schweigen die Akten, aber die Überlieferung berichtet, dass seine Sänger bei den Pflanzung der Friedenseiche am Haus Hepp in der Obergasse Ende April 1872 die Feierstunde verschönen halfen. Und in dem Festbuch des MGV 1844 Flonheim anlässlich seiner 125-Jahrfeier liest man in dessen Vereinschronik: “Im Jahre 1874 nahm der Verein (also Flonheim) erstmals an einem auswärtigen Gesangswettstreit in Bechenheim teil“.
Wieder H. Lawall: “Von einem Dirigenten dieses Bechenheimer Vereins ist uns Kunde geworden: dem Bechenheimer Schulverwalter Johann Altpeter aus Eppelsheim, der in den Jahren 1875/76 den Verein leitete.
Dieser alte Verein, dessen Mitglieder sich mit Leib und Leben dem Gesang verschrieben hatten und die den Beruf mitunter als eine störende Nebenbeschäftigung empfanden, scheint später eingegangen zu sein. Aber gerade aus dieser Zeit klingt bis in unsere Tage das hohe Lied des deutschen Männergesangs, einer Epoche, die man für Bechenheim als klassische bezeichnen darf.
Am 25. September 1887 wurde ein Krieger- und Soldatenverein aus der Taufe gehoben. Knapp 14 Tage später, am 8. Oktober, beschloss der Vorstand, dem Verein eine Gesangsabteilung anzuschließen; ein Beweis dafür, dass der alte Verein zum Erliegen gekommen sein muss, dessen Tradition man aber fortzuführen gedachte. Die neue Firma hieß nun Krieger- und Soldaten-Gesangverein Bechenheim, und dabei blieb es, bis sich 50 Jahre später, Ende 1937, die Gesangsabteilung vom Verein trennt. 1887 übernahm der Schreiner Karl Fröß die Ausbildung der Sänger, wanderte aber bereits ein Jahr später nach Amerika aus. Wurden die Singstunden bis dahin im Hause des K. Fröß abgehalten (Heizungskosten 15 Pfg. pro Abend), änderte es sich unter dem folgenden Dirigenten: Peter Burkart, genannt der “Druhl-Peter“. Vereinslokal wurde die Gastwirtschaft Brück “Zur Krone“.
H. Lawall schreibt über P. Burkart, der am 5. Oktober 1823 zu Bechenheim als Sohn eines Küfers geboren, sein kärgliches Brot als Waldarbeiter im Vorholz verdiente und gleichzeitig die Schulung von vier Vereinen (Nack, Nieder-Wiesen, Erbes-Büdesheim und Bechenheim) durchzuführen hatte: “Welche Energie muss dieser Mann besessen haben, der keine Noten kannte und kein Instrument spielte, sondern alle Lieder durch Vorsingen nach dem damals üblichen Ziffern- und Zeichensystem einübte! Er hatte sich ganz dem Gesang verschrieben, und bei jeder Arbeit sang oder “drudelte“ er vor sich hin, was ihm den Ehrennamen “Druhl-Peter“ einbrachte. Trotz seines harten Berufes kümmerte ihn die Anstrengung wenig, und er stellte seine von hohem Idealismus getragene Kulturarbeit erst ein, als er am 19. April 1895 im Alter von 70 Jahren verschied. War er auch zeitlebens ein kleiner und armer Mann geblieben, so trug man ihn doch wie einen König zu Grabe. Als letztes Zeichen der Liebe und Verehrung setzten ihm seine Sänger ein Grabmal, das am Kopf die aus Stein gehauene Lyra trug, draußen im “Fröhlich“.
Die Sedanfeiern auf der “Schwarzerde“ wären ohne das Mitwirken der Gesangsabteilung unter P. Burkart nicht denkbar gewesen.
1896 übernahm Lehrer Heinrich Maus die musikalische Leitung des Vereins und legte sie erst nieder, als er 1914 nach Nack verzog. Vier Gesangswettstreite 1897, 1903, 1904 und 1906 in Alzey, Wörrstadt, Nieder-Wiesen und wieder Alzey bewiesen hohen Fleiß und solides Können. “Anerkennungen 2. Grades“ waren der Preis, und beim letzten Wettstreit zusätzlich den Dirigentenstab, der bis zum Tode von H. Maus 1952 ehrenhalber in seinen Händen verblieb.
Ein von seinem Sohn Albert Maus, Ehrenmitglied des Vereins, gestifteter Fahnennagel erinnert an diese Begebenheit. Am 9. und 10. Juni 1901 beging der Verein sein 50-jähriges Jubiläum. Damals sah der Hof von Jakob Schwab frohe Tage, wurde doch die von den Frauen und Jungfrauen gewidmete Fahne des “Gesangvereins Bechenheim“ enthüllt und geweiht. Sie hatte man bei L. Albrecht in Kaiserslautern gekauft. Mit Goldfäden bestickt und verziert sind die Jahreszahlen 1851 und 1901. Wieder ein Beweis, dass man den alten Verein als die Urzelle betrachtet. Die Festlichkeit wurde mit allem Drum und Dran: „Abholen der auswärtigen Vereine von Bechenheimer Sängern hoch zu Ross, Festzug durch die Straßen des Dorfes, Weiherede, schallender Klang und Sang u.ä.m.“ abgehalten. Weiter mit H. Lawall: „Wieder gingen elf Jahre ins Land, und in Bechenheim rüstete man sich zum 25-jährigen Stiftungsfest, das auf die Gründung des Krieger- und Soldatenvereins Bezug nahm. Festplatz war der Schulhof. Zwei Jahre später tobte die Kriegsfurie über Europa, und der sangesfrohe Mund der Bechenheimer Sänger verstummte für lange Zeit“.
“Als man 1923 das von den Arbeitslosen aufgrund von Spenden erbaute Kriegerehrenmal am Kirchhofseck einweihte, rafften sich alte und junge Sänger auf, um mit ihrem Lied die gefallenen Söhne der Gemeinde zu ehren. Philipp Jungbluth griff diese Gelegenheit beim Schopfe und stellte den Verein wieder auf die Beine. In der Generalversammlung am 25. Februar 1925 wurden neue Statuten geschaffen, wobei man Philipp Jungbluth zum Präsidenten und Heinrich Förster zum Vizepräsidenten der Gesangsabteilung wählte. Nach wie vor blieb der Gesangverein ein Bestandteil des Krieger- und Soldatenvereins, hatte aber jetzt neben dem Präsidenten des Rahmenvereins seinen eigenen Vorsitzenden.“
Wiederum besuchte man in stärkster Besetzung eine Reihe von Gesangswettstreiten, konnte den Erfolg steigern und erzielte höchste Preise, wobei man Chöre und Lieder mit sehr hohen Schwierigkeitsgraden ausgewählt hatte: 1926 in Orbis, 1927 in Ober-Wiesen und Heimersheim, 1928 in Bornheim, 1929 in Erbes-Büdesheim und 1932 in Kirchheimbolanden.
“Eingedenk des guten Abschlusses beim Gesangswettstreit in Kirchheimbolanden“, vermerkt der damalige immer frohe Schriftführer Wilhelm Förster am 24.06.1922 im Protokollbuch, “wurde anschließend ein Fass Bier genehmigt und getrunken“.
Außerdem sang der Verein in den Jahren 1929 bis 1935 auf den Gau-Liedertagen in Alzey (dreimal), Nieder-Wiesen, Sprendlingen, Wörrstadt und Volxheim. Ausgezeichnete und vorzügliche Beurteilungen waren des Sängers Lohn. Die Chorleiter jener Zeit waren Karl Pfeiffer aus Offenheim und ab 1929 Philipp Groß aus Marnheim.
Am 8. November 1936 übernahm Musikdirektor Adam Thehos die Schulung der Sänger. Musikalisch betrachtet zeichnete sich eine neue Ära des Vereins ab. Zunächst löste Ende 1937 die Gesangsabteilung ihre Bindung vom Krieger- und Soldatenverein, um die dauernde hemmende finanzielle Abhängigkeit loszuwerden.
Seit diesem Zeitpunkt gab es einen selbständigen Gesangverein namens “Gesangverein Bechenheim 1851/1937“, der somit bewusst die Überlieferung der Gründer fortführte. Leider kam zwei Jahre später der Krieg, und die Sangestätigkeit ruhte sieben Jahre lang.
1946 stellte Gustav Weitz, Bürgermeister der Gemeinde von 1948 bis 1968, bei der französischen Militärregierung den Antrag auf Neugründung des Vereins, wozu man dann am 17. Oktober 1946 schreiten konnte. Im Januar 1947 sang man wieder in Bechenheim, jetzt in dem neuen Vereinslokal von Jakob Niederauer (heute Egelhof). 38 aktive Sänger freuten sich, dass glücklicherweise man in Adam Thehos den rechten Mann gefunden hatte, der jetzt gleich den Taktstock ergriff und mit dem Verein Leistungen zeitigte, von denen nun die Rede zu sein hat. Gustav Weitz übernahm den 1. Vorsitz und Jakob Scheidemann war sein Stellvertreter. Karl Nungesser, Schriftführer jener Zeit, schließt das Protokoll vom 02.02.1947 mit “Die Zukunft wird zeigen, ob der Verein seine alte Höhe erreichen wird“. – Und sie tat es. – Mit Geschick ausgewählten Chorwerken und unermüdlicher Mühewaltung seitens des Chorleiters, mit großer Liebe, eifrigem Fleiße und rechter Freude am Chorgesang seitens der Sänger, gab der Männerchor in den 50er Jahren sein Bestes an Gesangskultur und chorischer Disziplin. “Bewundernswerte Modulationsfähigkeit und Klangfülle des Chores der singenden “Waldvögel“ beweisen, dass Dirigent Adam Thehos sich einen Chor herangebildet hat, der zweifellos zu der Elite des Kreises Alzey gezählt werden muss. Man freut sich bei jeder Begegnung mit ihnen stets über ihr ungekünsteltes herzvolles Singen“. So die AZ vom 28.06.1954.
Da waren es die Waldfeste von 1948 bis 1954. Fünf am Forsthaus Vorholz, eins auf der großen Haagwiese und das letzte auf der “Gemeindeheck“ am Waldrand. “Es werden ja viele Feste gefeiert, aber …„ begann eine Ansprache des eifrigen 1. Vorsitzenden Karl Adam, später Ehrenvorsitzender. Populär waren diese Veranstaltungen. Dies bewies bereits der Besucherstrom beim beschwingten Auftakt. Per Rad, Wagen, Moped, Omnibus (Sonderpreis Alzey – Vorholz 80 Pfg. hin und zurück), und – Traktor trudelten weit über 2000 Männlein und Weiblein im illuminierten Forst ein und feierten in fröhlicher Runde das Sommernachtsfest. Die Programme hielten die Mitte zwischen Gesangs- und Volksfest.
Wirklich ausgezeichnete Chöre wetteiferten mit namhaften Künstlern und Artisten. Man kann sie nicht alle nennen.
Blendender Organisator und “maitre de pläsier“ war der unvergessene Wilhelm Dexheimer. Die stimmgewaltigen Mainzer Hofsänger brillierten mit zündenden Potpourris. Zur 100-Jahrfeier des MGV Bechenheim im Jahre 1951 (zum 4. Waldfest) hatten sie eigens für ihren Gastgeber ein besonderes Liedchen einstudiert und wünschten im schmetternden “Doppel-Eff‘: Macht weiter so, ihr Sänger vom MGV Becherum!“.
Sonntags rollte ein Freundschaftssingen mit zahlreicher und ausgezeichneter Besetzung der befreundeten Vereine ab, das berechtigten Beifall fand. Außerhalb des Festzeltes lockten Karussells, Zuckerstände, Schießbuden u. dgl. Die Kapelle Roos, Ilbesheim, spielte nicht nur zum Tanz auf.
Festlich gekleidete Bechenheimer Festdamen beim Umzug durch das Ort (oben)
Feierliche Überreichung der Fahnenschleifen durch die Festdamen (unten)
Alle Sänger anlässlich des 150-jährigen Jubiläums auf einem Bild.
Wahrlich ein stolzer und großer Verein.
1952 wurde das Waldfest auf der Haagwiese zugunsten des Aufbaufonds für das Alzeyer Kreiskrankenhaus durchgeführt.
1953 fügte man dem Fest einen Schulchorwettbewerb an, an dem 5 Orte teilnahmen (Bechtolsheim, Flonheim, Framersheim, Mörsfeld, Nieder-Wiesen und Bechenheim). Brauchbare Geschenke belohnten sie. 1954 diente das Waldfest dem “Tag des Liedes“.
Da waren es die Gesangswettstreite, an die man wieder unbeschwert und willens, das Erbe der vergangenen Jahre und sich selbst zu bestätigen, heranging. In Bingen 1950 erreichte man den 1. Klassenpreis, in Sprendlingen 1951 den 1. Klassen- und den 1. Ehrenpreis, in Vendersheim 1952 trat man einen Schritt zurück, jedoch in Spiesheim 1953 holte man den 1. Klassen-, den 1. Ehrenpreis und den “höchsten Ehrenpreis“, und 1955 in Dorn-Dürkheim auch den 1. Klassen-, den 1. Ehrenpreis und den Dirigentenpreis. An den folgenden Preissingen in Dalheim 1956 und Lörzweiler blieb das Glück für höchste Erfolge fern.
Da waren es die Chorfeiern der Thehos-Chöre. Sie waren ein Ohrenschmaus. Das gediegene Liedgut und der ausgefeilte Vortrag aller Vereine waren vortrefflich. 1954 tragen sich die bei der 90-Jahresfeier des MGV Albig in Albig, 1957 anl. der 75-Jahrfeier des MGV 1982 Stein-Bockenheim, im gleichen Jahr beim Volkschor in der Alzeyer Stadthalle, 1958 beim MGV 1851 Bechenheim im Festzeit und auf dem Schulhofe, 1959 beim GV Sängerlust 1842 Dalsheim und 1960 beim GV Liedertafel Framersheim.
Alle Sänger sind konzentriert und achten auf ihren Dirigenten, Musikdirektor Adam Thehos
Da waren es die Rundfunkaufnahmen und -sendungen durch den Südwestfunk. Dass man von dieser höheren Warte auf das Wirken des kleinen Vereins Bechenheim aufmerksam wurde, bewies die Tatsache, dass er es sich nicht nehmen ließ, 1950 mit einem Aufnahmewagen charakteristische Stimmungsbilder von dem Waldfeste einzufangen und zu vermitteln. Nunmehr erhielt der Chor direkten Auftrag. Am 9. Juli 1955 fand die erste Tonaufnahme in der Kapelle der Landesnervenklinik Alzey statt. Erstsendung am 22.01.1956. Bereits am 16. November im gleichen Jahr am gleichen Ort trug der Chor Konradin Kreutzer-Lieder vor. Erstsendung schon am 27.11.1955. Am 22. September 1956 wurden, wieder in dieser Kapelle, Aufnahmen von Vertonungen mehrerer Hermann-Löns-Gedichte aus dem lyrischen Werk “Der kleine Rosengarten“ von Adam Thehos gemacht. MGV Bechenheim und GV Sängerlust Dalsheim sangen z.T. getrennt und z.T. gemeinsam unter seiner Leitung. Schließlich erhielt der Chor den Auftrag, anl. des Silcher-Jahres 1960 (100. Todesjahr), weniger bekannte, aber reizvolle Silcherlieder am 7. September zu Gehör zu bringen. Aufnahme in der Gemeindehalle zu Offenheim. Erstsendung am 18.12.1960.
Hier darf eingefügt werden, dass der MGV Bechenheim schon 1949 gelungene Friedrich-Silcher-Abende in Bechenheim, Mörsfeld, Alzey und Heimersheim durchgeführt hatte.
Und dann waren es die Kreisleistungssingen. Gerechte Beurteilung und redliche Bewertung der dargebotenen Leistungen können jedes Sängerherz zufrieden stellen und dem Chorleiter Genugtuung verschaffen – wenn es geklappt hat. Die Benotung des Chores in Alzey 1952 und in Ober-Saulheim 1953 mit “sehr gut“, in Erbes-Büdesheim 1955 und Spiesheim 1956 mit “hervorragend“ und in Nack 1963 nochmals mit “sehr gut“ gaben berechtigten Anlass. Dreimal errang man den Aufstieg zum Bezirksleistungssingen: 1953, 1956 und 1963.
Als der Verein 1954 in Wörrstadt auf dem Bezirksleistungssingen ein “sehr gut“ erreichte, hatte er die Teilnahmeberechtigung erworben, am 27.11.1955 anl. der 175. Wiederkehr des Geburtstages Konradin Kreutzers am 1. Bundes-Chorfest des Sängerbundes Rheinland-Pfalz im Kurfürstlichen Schlosse zu Mainz mitzuwirken.
“Der Männergesangverein Bechenheim hat durch seine Strebsamkeit und zielbewusste Chorarbeit eine hohe künstlerische Stufe erreicht. Auf Grund dessen erfolgte die Berufung zur Mitwirkung“ lautete der Text der ausgehändigten Urkunde. Wer von den noch lebenden Sängern wollte diesen Höhepunkt vergessen?
Nicht unerwähnt seien die Besuche der Wertungssingen bei den alljährlich im Oktober stattfindenden Winzerfesten in Bockenheim a. d. Weinstraße. Zum 1. Male sang der Verein 1960 z.T. auch gemeinsam mit dem MGV 1862 Neu-Bamberg. Schöne Weinehrengaben waren der Sonderpreis. 1961 vertrat Otto Sauer aus Offenheim den erkrankten Chorleiter (Bewertung “Sehr gut“) und 1963 wurde der Erfolg wiederholt.
An örtlichen Veranstaltungen seien genannt, wie bereits erwähnt, 1958 das Treffen der Thehos-Chöre auf dem Schulhofe, und am selben Ort die 110-Jahrfeier des MGV am 24. —26. Juni 1961 unter Mitwirkung der Gesangvereine aus Erbes-Büdesheim, Lonsheim, Nieder-Wiesen, Nack und Orbis (samstags) und aus Albig, Kriegsfeld, Neu-Bamberg, Stein-Bockenheim (alle Thehos-Chöre), Merxheim und Morschheim (sonntags). Die musikalische Leitung übernahm Rektor Otto Sauer stellvertretend für den plötzlich schwer erkrankten Adam Thehos zur vollen Zufriedenheit der Sänger und Zuhörer. Der Montagnachmittag gehörte der Schuljugend und der Abend einem harmonischen Kehraus der Sängerfamilie.
Dankend begrüßten es die Sänger, wenn der langjährige und verdiente Sängerkreisvorsitzende, Herr Karl Klett die Waldgemeinde aufsuchte. Einer Reihe ergrauter, dem Chorgesang bis ins hohe Alter dienende und mit hohen Ehren ausgezeichnete Sangesveteranen würdigte und dankte er durch seine Nachrufe am Grabe. Die Kreisstandarte verbeugte sich mit ihm. Für besondere Verdienste im Sängerkreisvorstand wurde Wilhelm Dexheimer 1957 und Wilhelm Adam 1958 für 25-jährige Fahnenträgerschaft ausgezeichnet. Sie seien stellvertretend für alle diejenigen Sänger genannt, die eine Sängernadel aus seinen Händen empfingen.
Am 17. Dezember 1961 wurde festlich die Ehrung des Musikdirektors Adam Thehos für 25-jährige Dirigententätigkeit beim MGV Bechenheim in Dankbarkeit begangen. 1950 hatten ihm Bechenheimer Sänger an seinem 25-jährigen Berufsjubiläum vor seinem Haus zwei Tannen und zwei Birken gesetzt.
Die im August 1956 vom Bundespräsidenten Heuß gestiftete Zelterplakette ehrt Verdienste um die Pflege des Chorgesanges und des Volksliedes. Sie wurde dem Verein am 26.05.1957 in Köln in die Hände beider Vorsitzenden feierlich überreicht. Es waren Karl Adam und Heinrich Dexheimer. Sie waren nach dem Rücktritt 1952 von Gustav Weitz und seines Vorstandes 1953 zum 1. und 2. Vorsitzenden gewählt worden. Dem ehemaligen 2. Vorsitzenden Jakob Scheidemann, ältestes Mitglied an Jahren und Zugehörigkeit zum MGV, wurde die Ehrenmitgliedschaft übertragen.
1969 übernahm den Vorsitz Friedrich Burkhardt, Karl Adam den Ehrenvorsitz. Eine moderne, schnellebige Zeit, geprägt von dem wirtschaftlichen Aufschwung unseres Volkes, beeinflusst durch die in jedes Haus dringenden Massenmedien, beginnt auch beim Vereinsieben ihre Zeichen zu setzen. Etliche Sänger wurden durch Beruf und andere Interessen verhindert, sich dem intensiven Chorschaffen zu widmen. Ältere beugten sich dem Alter. Die Zahl der Mitglieder schwand. Zurück blieben, die ihrem Idealismus treu bleiben konnten. Neue Mitglieder füllen allmählich die Reihen und lassen hoffen.
Am 18. Februar 1964 übernahm Lehrer Helmut Faul aus Kirchheimbolanden (Ortsteil Heide) den Dirigentenstab. Singstunde konnte nur 14-tägig abgehalten werden. Auch wegen Nachtschicht eines Teiles der Sängerschaft. Naturgemäß ging die Zahl der Veranstaltungen zurück. Gern besucht wurden die Waldfeste “auf der Heide“ 1964, 65, 66, 68 und 69. Fröhliche Treffen der Helmut Faul-Chöre bei Mitwirkung seiner Musikanten- und Trachtengruppen. An Gesangswettstreiten konnte man in Spiesheim (4. Preis) 1964 und in Lonsheim (3. Preis) 1967 teilnehmen. Bei den Kreisleistungssingen errang man 1964 in Heimersheim “gut“, 1966 in Nack “fast gut“, 1969 in Armsheim “gut/sehr gut“ und 1970 am gleichen Ort nochmals “gut“. Bei einem Wertungssingen des MGV Eintracht Lonsheim wird ein “noch gut“ erzielt.
Ab 1972 bildet der Chor mit dem MGV Ober-Wiesen eine Chorgemeinschaft. Unter Helmut Fauls Leitung sang sie auf den Kreiskonzerten in Kirchheimbolanden und Kriegsfeld, sowie bei dem Freundschaftssingen des GV Sängerbund 1882 Wonsheim anl. des 90-jährigen Stiftungsfestes. Auch im Kreiskrankenhaus Alzey bescherte sie den Patienten ein Ständchen. Und 1973 bewies diese Gemeinschaft ihr Können bei den Freundschaftssingen in Bischheim und Nieder-Wiesen. Dann löste sie sich auf.
Im Jahre 1976 fand im Festzelt neben der Schule das 125-jährige Jubiläum statt. Der Verein hatte sich wieder mit 34 Sängern gut erholt. Man konnte zu diesem Jubiläum viele Vereine aus Nah und Fern zum Festkommers am Samstag, dem 03.07.1976 und zum großen Freundschaftssingen am Sonntag, den 04.07.1976 in Bechenheim begrüßen.
Beim Festkommers wurden verdiente Sänger durch den Sängerkreis geehrt. Vorsitzender in dieser Zeit war Friedrich Burkhart und Dirigent des Vereins war Herr Faul.
Bei der Generalversammlung im Jahre 1978 wurde Harald Färber neuer Vorsitzender des Vereins.
Das 130-jährige Jubiläum fand vom 19. Juni bis 21. Juni 1981 in einem Festzeit statt. Dieses Fest war verbunden mit dem Verbandsgemeindesingen der Verbandsgemeinde Alzey-Land in Alzey. Es konnten an diesem Nachmittag etwa 600 Mitwirkende in Bechenheim begrüßt werden. Nachdem der Vorsitzende Harald Färber sein Amt niederlegte, übernahm Hilmar Dexheimer die Leitung des Vereins kommissarisch bis 1983. In der Generalversammlung 1983 wurde dann Hilmar Dexheimer zum 1. Vorsitzenden gewählt. Herr Dexheimer leitet seitdem die Geschicke des Männergesangvereins bis heute.
1982 legte der Dirigent Herr Faul seine Dirigententätigkeit nieder und neuer Dirigent wurde Herr Knell aus Mauchenheim. Unter der Leitung des neuen Dirigenten Herrn Knell nahm der Verein wieder an Kreisleistungssingen teil. Beim Kreisleistungssingen in Spiesheim 1983 wurde mit den Liedern “Im Morgenrot“ und “Suliko“ die Gesamtnote “sehr gut“ erreicht und der Verein qualifizierte sich damit zu dem nächsthöheren Singen. In den darauffolgenden Jahren wurde an den Kreisleistungssingen in Sulzheim und Nack teilgenommen. 1986 fand das 135-jährige Jubiläum ebenfalls in einem Festzeit in Bechenheim statt. Viele Vereine aus Nah und Fern kamen zu den Veranstaltungen vom 23. Mai bis 26. Mai 1986. Besonders ein hervorragend besuchter Festkommers mit sehr gutem Programm war eine Werbung für den Verein.
1989 legte Herr Knell seine Tätigkeit als Dirigent nieder und Herr Wilfried Lutz wurde neuer Dirigent des Vereines. Unter seiner Leitung wurden neue Lieder begonnen und zielstrebig geprobt. Mit 27 Sängern konnte der Verein gute Leistungen erzielen. 1989 nahm der Verein an dem Adam-Thehos-Gedächtnissingen im Gustav-Heinemann-Schulzentrum in Alzey teil.
Im Jahr 1991 gestaltete der Verein sein 140-jähriges Jubiläum zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Bechenheim, die ihr 100-jähriges Jubiläum feierte. Ein schönes Festbuch zeugt noch heute von der Arbeit und dem Glanz, den dieses Fest in Bechenheim verbreitete. Schirmherr der Veranstaltungen war Verbandsbürgermeister E. W. Görisch.
Voller Stolz präsentieren sich die Sänger zum 140-jährigen Jubiläum.
Hintere Reihe v.l.: Friedrich Burkart, Karl Andres, Helmut Muff, Wilhelm Adam,
Bernhard Wolf, Wolfgang Orlowski, Ralf Frey
Mittlere Reihe v.l.: Günter Holla, Albert Löffler, Gerhard Stadlinger, Kurt Stephan,
Hans-Walter Sauer, Horst Heeb, Frank Heeb, Erwin Brück, Udo Müller,
Jens Wolf, Thomas Schmid
Vordere Reihe v.l.: Heinz Aßmann, Wilhelm Adam sen., Ludwig Sipp, Hilmar
Dexheimer, Wilfried Lutz, Wilhelm Burkardt, Karl Adam, Philipp Adam, Karl Mottausch
Vom 31. Mai bis 2. Juni 1991 feierte man in Bechenheim die beiden Jubilare (Männergesangverein und die Feuerwehr). In einem großen Festzelt konnten zu allen Veranstaltungen viele befreundete Vereine, die Ortsvereine und viele mehr begrüßt werden. Das umfangreiche Programm des Festkommerses am Freitag begann schon um 19.30 Uhr und dauerte bis weit nach Mitternacht. Ein Frühkonzert und ein Freundschaftssingen am Sonntag rundeten die Veranstaltungen ab. Auch der MGV Bechenheim konnte mit seinen 28 Sängern an den Veranstaltungen glänzen. Dirigent in dieser Zeit war Wilfried Lutz.
Rede des Vorsitzenden, Hilmar Dexheimer, im festlich geschmückten Festzelt. (oben)
Festdamen, Männergesangverein, Freiwillige Feuerwehr und die Festdamen. Alle auf einem Bild bei der Fahnenweihe.(unten)
Die Festdamen für das 150-jährige Jubiläum.
Von links: Carmen Riedel, Diana Dexheimer, Romy Sauer, Marion Nungesser, Katrin Unger, Nicole Dexheimer, Daniela Holla, Esther Bechtluft, Meike Hofmann.
Es fehlt Cornelia Aßmann.
Der Dirigent, Herr Lutz, verließ den Verein im Dezember 1993. Die Trennungen von den Dirigenten Knell und Lutz erfolgten immer freundschaftlich und der Verein bedauerte jede Trennung. Auch heute noch besteht zu beiden Dirigenten ein gutes Verhältnis. Seit Januar 1994 leitet Manfred Bürger als Dirigent den Verein und der Verein lernt unter diesem hervorragenden Dirigenten enorm hinzu. Ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen. Das 145-jährige Jubiläum feierten die Sänger in Nack in der dortigen Sängerhalle, da in Bechenheim keine Halle vorhanden war.
145-jähriges Jubiläum im Jahr 1996
Hintere Reihe v.l.: Helmut Muff, Frank Kranz, Günter Holla, Wilhelm Adam, Gerhard
Stadlinger, Jürgen Kunz, Bernhard Wolf, Thomas Schmid, Ralf Frey
Vordere Reihe v.l.: Manfred Bürger (Dirigent), Karl Andres, Karl Mottausch, Erwin Brück,
Hilmar Dexheimer, Ludwig Sipp, Frank Heeb, Heinz Aßmann, Hans-Walter Sauer,
Wilhelm Burkardt, Horst Heeb, Friedrich Burkart, Karl Adam, Gerhard Hübner
Auch zu diesem Jubiläum konnten viele befreundete Vereine begrüßt werden. In der Nacker Sängerhalle feierte der Verein ein schönes Jubiläum.
1997 zog der Verein vom langjährigen Vereinsheim Egelhof zu Sangesbruder Wolf in dessen Weinstube. Im März 2000 entschlossen sich dann die Sänger ins Bürgerhaus umzuziehen, nachdem der neue Gemeinderat dies ermöglichte. Im Bürgerhaus fühlen sich alle Sänger wohl und wollen dort die Grundlage für die Zukunft legen.
Selbstverständlich wirkte der Verein in den vergangenen Jahren an vielen Sängerfesten und Jubiläen mit. Auch die Feiern am Ehrenmal anlässlich des Volkstrauertags waren seit 1952 ohne Mitwirkung des Männergesangvereines undenkbar. Erinnerungen werden bei älteren Mitbürgern wach, als 1959 die Gedenktafeln ergänzt oder 1971 ein neues Ehren- und Mahnmal auf dem Kirchhof errichtet und eingeweiht wurde.
Zum Gedenken der verstorbenen Mitglieder singt der Verein seit langen Jahren anlässlich des Totensonntags in der Kirche.
Weihnachtsveranstaltungen werden jährlich nunmehr im Bürgerhaus durchgeführt. Auch wird ein Adventsmarkt zusammen mit anderen Ortsvereinen veranstaltet. Leider können die Fastnachtsveranstaltungen nicht mehr durchgeführt werden, da keine angemessenen Räume vorhandenen sind.
Ausflüge der Sänger mit Angehörigen und Freunden hielten sich in Schranken. 1951 besuchte man den Hunsrück und Rhein, 1957 die Pfalz (ehrender Gesang der Sänger auf der Kriegsgräberstätte zu Dahn), 1963 den Taunus mit Abschluss am Rhein (Teilnahme am Wertungssingen in Ehihalten im Taunus mit Note: “ansprechend“), 1970 in den Odenwald, 1987 Fahrt durch den Odenwald und Besuch von Heidelberg, 1988 Fahrt in den Hunsrück und an der Mosel entlang mit Teilnahme an einem Freundschaftssingen in Winningen.
Zurück in der jüngeren Vergangenheit ist noch immer das 150-jährige Jubiläum im Gedächtnis, das im Jahr 2001 gefeiert wurde . Ein großes Festbuch wurde gedruckt und erinnert sicher noch in Jahren von diesem Ereignis. Ein Freundschaftssingen am Nachmittag und ein großer Festkommers am Abend wurden an Fronleichnam in einem Festzelt in Bechenheim abgehalten.
Die Sänger im Jubiläumsjahr 2001
Von links: Inge Grebner, Karl Andres, Frieder Meitzler, Friedrich Burkart, Helmut Muff, Karl Mottausch, Günter Holla, Hans-Walter Sauer, Gerhard Stadlinger, Frank Heeb, Jürgen Kuntz, Manfred Bürger (Dirigent), Hilmar Dexheimer (Vorsitzender), Heinz Aßmann, Ralf Frey, Reinhold Kasper, Frank Kranz, Erwin Brück, Thomas Schmid, Ludwig Sipp, Wilhelm Adam, Horst Heeb, Bernhard Wolf, Kurt Stephan
Große Mühe haben die Sänger auf den Bühnenschmuck verwandt. Die Fahne des Vereines umrahmt von Fahnenschleifen, die im Laufe der Zeit dem Verein überreicht wurden. Hier einige davon.
17 Gesangvereine, ein Musikverein und eine Volkstanz- und Trachtengruppe boten an diesem Tage ein buntes und vielseitiges Programm mit hervorragendem Gesang und guter Unterhalung. Weitere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr waren ein Sommerfest neben dem Bürgerhaus, sowie das Bezirkssingen, das in der Sängerhalle in Nack abgehalten wurde.
Auch im Jahr 2002 setzte sich der Verein, neben vielen Freundschaftssingen, ein weiteres Ziel. Es sollte erstmals ein Kirchenkonzert durchgeführt werden. Mitwirkende waren Timon Führ sowie der Gitarrenkreis Cantilena. Die Veranstaltung fand am 1.November 2002 in der Simultankirche zu Bechenheim statt. Es wurde daraus ein Benefizkonzert für die Flutopferhilfe. Die musikalische Qualität der Veranstaltung, durch die Herr Pfarrer Kraft gekonnt führte, war hervorragend. In einem Zeitungsartikel wurde insbesondere der Männergesangverein für den hervorragenden Gesang und die Vielzahl der frei vorgetragenen Lieder gelobt.
Nun im Jahr 2003 muß der Verein um seine Existenz bangen. Es fehlen dringend neue Sänger. Die Hauptaufgabe des Vereines besteht daher darin, neue Sänger zu gewinnen. Die Grundlagen dazu sind da: Ein hervorragender Dirigent, schönes Liedgut und ein gut geführter Verein.
Helle und dunkle Zeiten, Kriege, Revolutionen, Inflationen und viele verschiedene Regierungen sind überdauert. Unter wechselnden Staats- und Gesellschaftsformen ist der Verein den Idealen treu geblieben, die schon die Gründer dieses Vereines beseelt haben. Im Bewusstsein einer bewährten Tradition, dabei aufgeschlossen für alles Echte in der Gegenwart, möge sein Weg in die Zukunft gesegnet sein!
Die Chroniken von Hans Lawall und Friedrich Hofmann wurden ergänzt und vervollständigt und mit Bildern versehen von Hilmar Dexheimer.